Das EigenArt-Archiv: Rückblicke auf das Veranstaltungsjahr 2015

TAXO

Lieder aus Leidenschaft

Man sagt, früh übt sich was ein Meister werden will, aber dass Petra Schwarz schon bei der Geburt das hohe "C" von sich gibt als sie den Klaps auf den Po erhält, lässt sogar die Eltern vor Neid erblassen. So geschehen am 21. April 1964. Aus reiner Liebe "erträgt" die Mutter die frühen Versuche ihrer Tochter, der Trompete Melodisches zu entlocken, in der Hoffnung, der musikalische Werdegang würde sicher bald leiser vonstatten gehen. Das war damals.

Heute trägt Petra ihr "Instrument" ständig mit sich herum, ihre klare und deutliche Stimme, nach zwei Jahren Gesangsunterricht immer noch dem Sonnenschein gleich. Als selbständige Taxifahrerin hat sie nicht gerade selten Menschen auf dem Beifahrersitz, die aus ganz offen aus ihrem Leben plaudern. Petra beginnt, diese Geschichten aufzuschreiben, ergänzt sie teilweise positiv um ihre eigene Philosophie und wandelt sie in singbare Texte um. Woher aber die Melodien nehmen, oder wie eine festhalten, wenn da was im Kopf herumschwirrt, wie aus Worten Lieder machen?

Es scheint eine Fügung, dass sie auf den Sänger und Multi-Instrumentalisten Holger Rohr trifft, der seine Seele vor langen Jahren dem Rock verschrieben hatte. Beide verstehen sich auf Anhieb prächtig und beginnen eine musikalische Zukunft zu planen, die im Grunde schon vorbestimmt war, sagt Petra, "an Zufälle glaube ich nämlich nicht". Sie beginnt mit Stimme und Mikrofon zu spielen, schafft es, aus traurigen Balladen die Hoffnung auf einen Regenbogen zu zaubern, dem Holger mit wunderbar fließenden Akkorden zur vollen Farbenpracht verhilft. Die Texte seiner Partnerin sind hintergründig, regen zum Nachdenken an, legen dem Zuhörer aber auch genau so oft ein Schmunzeln auf die Lippen. Erlebnisse aus der eigenen Vergangenheit, positive Gedanken, ermutigende Worte, die auch ohne Reim einen leicht verständlichen Sinn ergeben, lustige Anekdoten, die Steine zum Lächeln bringen würden, gäbe es solche in ihrem Auditorium.

Holger untermalt ihre Stimme mit viel Sensibilität, achtet darauf, dass Stimme und Worte ihren Platz im Vordergrund haben. Er vermittelt genau so unaufdringlich das Hörgefühl, dass niemand ein zusätzliches Instrument vermisst. Beide harmonieren bei Auftritten so locker, als wären sie schon zu "Sandkistenzeiten" ein prima funktionierendes Duo gewesen. Beim gemeinsamen Zusammenfügen von Musik und Text geht es allerdings teilweise ganz schön zur Sache. Oberflächlichkeit steht als Unwort ihrer Zusammenarbeit. Geduld müssen beide nicht üben, und leidenschaftliches Schaffen ist bei ihnen nicht vom Gefühl abhängig. Das heißt, nach jedem ihrer kreativen Treffen ist immer etwas Wunderbares entstanden. Die Melodien sind tolle Ohrwürmer, bleiben sofort hängen, dann soll der Name es auch - TAXO. Eigenes zu komponieren, zu texten, da sehen TAXO ihre Zukunft; denn das ist der Seelenspiegel eines Musikers. Sollte man unbedingt eine Schublade füllen wollen, dann am ehesten mit folkigem Pop von zwei Musikern, die ihrer Leidenschaft frönen, sie ernst nehmen, um Spaß und gute Laune zu verbreiten.