Das EigenArt-Archiv: Rückblicke auf das Veranstaltungsjahr 2007

Anne Haigis Duo

Zwei echte Live-Musiker auf zwei Barhockern, zwei, drei Akustikgitarren, eine Mandoline und los gehts. Ein guter Song braucht eben nicht mehr. Ohne technischen Schnickschnack zeigt er seine wahre Größe, offenbart ganz neue Tiefen.

Leidenschaft, Vertrautheit, Spielfreude: Wohl die Eckpfeiler des eindrucksvollen Zusammenspiels zwischen Gitarrist Jens Filser und der Sängerin Anne Haigis. Eine Harmonie, die mit den Jahren gewachsen ist. „Jens spielt eine sehr filigrane Gitarre, entlockt ihr einen hellen, brillanten Klang“, schwärmt sie über ihn, den studierten Jazzgitarristen, der über den Blues zu Anne Haigis und zur Akustikgitarre kam. Nach all' den Jahren der Zusammenarbeit für Anne Haigis immer noch überraschend und faszinierend, wie der vielseitige Musiker mit seinem versierten Fingerspiel jedem Song seine eigene Note aufdrückt und ihm ganz neue Seiten entlockt.

Zusammen interpretieren sie die eigenen Songs, spielen aber auch internationale Standards wie „Everything“ (Alanis Morissette), „One Of Us“ (Joan Osborne) oder „My Opening Farewell“ (Jackson Browne). Das heißt, sie spielen nicht einfach nur so nach. Sie locken große Songs auf ihre Seite und hauchen ihnen neues, anderes, unerwartetes Leben ein.

„Ich möchte dem Publikum Emotionen entlocken. Die Leute sollen entweder heulen oder glücklich sein. Am besten beides.“ Wer Anne Haigis im Konzert hört, weiß was sie damit meint. Sie singt ihre Songs nicht nur – sie lebt sie. Und jeder Konzertabend ist anders. Schön zu hören, wie Stimmungen und Atmosphären auf die Songs abfärben und diese in immer wieder neuen Lichtern erstrahlen lassen. „Im Duo kann ich noch mehr in meine Lieblingslieder eintauchen und mich treiben lassen. Alles ist ungezwungen, spontan. Diese maximale Freiheit macht mir einfach riesigen Spaß.“

Und den hat Anne Haigis auf der Bühne. Wenn sie aus tiefster Melancholie und Leidenschaft zwischen den Songs wieder auftaucht, um Anekdötchen zu erzählen, spürt man sofort diese angesprochene Lockerheit, diese Sympathie. Und die Frau hat einiges zu erzählen. Auf der Bühne steht sie immerhin schon seit Ende der Siebziger. In dieser Zeit ist einiges passiert: Die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Wolfgang Dauner, Tony Carey, Edo Zanki, Wolf Maahn, Nils Lofgren, Eric Burdon, Melissa Etheridge, den Harlem Gospel Singers, Aufträge für Funk und Fernsehen, Produktionen in Nashville und Los Angeles.

„Wenn ich es mir recht überlege“, wird sie auf der Bühne nachdenklich, „lebe ich heute meinen Jugendtraum". Charmant plaudert sie - nicht ohne den Mut zur Selbstironie - aus ihrem bewegten Leben, erzählt von 100 Tagen im Jahr auf Tour. „Da passt es doch gut, dass ich endlich meinen Führerschein gemacht habe.“ Auch das ist Anne Haigis.