Das EigenArt-Archiv: Rückblicke auf das Veranstaltungsjahr 2011
Musikfestival Lüneburger Heide: Aşkin Ensemble
Höhepunkte osmanisch-türkischer Musik
Das neunte Musikfestival Lüneburger Heide bietet der Heideregion einen Musikgenuss von außergewöhnlichem Reiz. In neun Konzerten erwartet Sie ein Arrangement klassischer Musik mit besonderem Charme, das in solcher Zusammenstellung sicher nur selten zu hören ist: Kompositionen, die von Frauen geschaffen wurden, Europäische Komponistinnen vom Barock bis heute, begleiten Sie als Leitmotiv durch dieses Festival.
In früherer Zeit oft wenig anerkannt, haben Komponistinnen doch zu allen Zeiten wunderbare Werke geschaffen. Aber auch Musik über Frauen, amüsante Lieder und Filmschlager, meisterhaft vorgetragen von einem Gesangstrio, umfasst das vielseitige Programm. Ihnen werden bekannte Namen wieder begegnen wie Clara Schumann, der ein ganzer Abend mit Piano und Texten gewidmet ist, Fanny Hensel, und Barbara Strozzi, aber auch vielleicht weniger bekannte Namen, wie Anna di Venezia oder Isabella Leonarda.
Auch die vortragenden Ensembles sind international besetzt. Es sind, wie schon traditionell bei diesem Festival, vor allem junge, hervorragende Musiker, die am Anfang ihrer Karriere stehen und durch ihre Spielfreude und ihr unterschiedliches Temperament begeistern.
Unter der Leitung von Anna Barbara Kastelewicz werden mit hohem künstlerischen Anspruch die Programme zusammengestellt und an außergewöhnlichen Spielstätten und in historischen Gebäuden der Lüneburger Heide dargeboten. In diesem Jahr ist nerneut die St. Johannis Kirche in Visselhövede dabei. Die diesjährige Konzertreihe steht unter dem Motto „Komponistinnen von der Barockzeit bis heute“. Dabei haben sich junge Musiker sowohl regionaler Herkunft als auch solche mit internationalem Namen zusammen getan, um ein ausgefeiltes Repertoire zu erarbeiten. Sie sind Preisträger von nationalen und internationalen Wettbewerben und spielen alle bereits in etablierten Ensembles
Ein reizvoller Höhepunkt voller Überraschungen wird der musikalische Abstecher in die Türkei sein: Ein Abend mit Kompositionen türkischer Komponistinnen aus verschiedenen Epochen, auf klassischen und traditionellen Instrumenten vorgetragen vom Aşkın Ensemble aus Istanbul.
Grundlegende und prägende Komponenten in der osmanisch-türkischen Musikkultur sind Frauen. Sie bekamen normalerweise Musikunterricht in dem osmanischen Palast in Harem-I Humayun, einige wurden in privaten Häusern außerhalb des Palastes unterrichtet. Die Frauen in dem Palast setzten ihre Arbeit als Instrumentalistinnen oder Komponistinnen fort und wurden später Lehrerinnen.
Die erste bekannte türkische Komponistin war Dilhayat Halver im 18.Jahrhundert mit einem Oeuvre von über 100 Kompositionen, von denen leider nur noch 12 existieren.
Die Stücke, die in diesem Konzert vorgestellt werden sind historisch bedeutende Werke von Komponistinnen wie Dilhayat Halver, Sultan Hanim, Fehime Hanim und anderen.
Das Programm
- Dilhayat Kalfa (1710-1780) – Evcara Peşrev
- Dilhayat Kalfa – Evcara Saz Semaisi
- Leyla Saz (1850-1936) – Hicazkar Şarkı “Nerdesin Nerde Acep”
- Faize Ergin (1892-1954) – Nikriz Şarkı “Gönül ne için ateçlere yansın”
- Fehime Sultan (1875-1929) – Marş
- Neveser Kökdeş (1900-1962) – Neveser Şarkı
- Neveser Kökdeş – Nihavend Şarkı –“Sevdikçe seni ömrüm artar ey yar”
- Neveser Kökdeş – Nihavend Şarkı –“Kaçsam bırakıp…”
- Neveser Kökdeş – Mahur Şarkı
- Neveser Kökdeş – Hicazkar Şarkı
- Kevser Hanım (1880-1950) – Nihavend Longa
Bühnenbau und Lichttechnik kommt auch bei dieser Veranstaltung aus den Händen unseres bewährten Technik-Partners Lennart Dreyer, CONCEPT Veranstaltungstechnik.
Die Visselhöveder Nachrichten schrieben am 30.8.2011:
Visselhoevede (wz) · Das Askin Ensemble aus Istanbul machte am Sonntagabend im Rahmen des Musikfestivals Lüneburger Heide in der Visselhöveder St.-Johannis-Kirche die Zuhörer mit musikalischen Werken türkischer Komponistinnen bekannt. Und die Besucher waren auch gespannt, wie sich türkische Musik anhört, die auf europäischen Instrumenten gespielt wird.
Denn ein Streichquartett mit erster und zweiter Violine, Viola und Violoncello ist dem europäischen Musikfreund bestens bekannt. Aber da war noch ein weiterer Musiker, der auf der Ud die Melodien spielte. Die Ud ist eine türkische Laute, und sie brachte den eigenen Sound in die Gruppe. Ursprünglich ist die türkische Musik vorwiegend einstimmig. Die vorgetragenen Stücke waren deshalb alles Bearbeitungen des türkischen Komponisten Salih Kartal. Während also die Ud bereits einen eigenen Klang in die Gruppe brachte, sorgte die junge Sängerin Rahsan Apay dafür, dass die Zuhörer merkten, woher die Musik kam. Weder sind die Tonfolgen noch ist die Sprache den europäischen Ohren vertraut. Auch der in der westlichen Musik gebräuchliche Wechsel von laut und leise ist hier eine eher gleichbleibende Lautstärke. Die junge Musikerin sang mit kräftiger, zuweilen scharfer Stimme mit wenig Vibrato. Mit sparsamen Gesten unterstützte sie ihre Darbietung. In ihrer Stimmung waren die Lieder eher melancholisch. Lächeln sah man Apay nur beim Verbeugen. So war ihrem Gesang nicht zu entnehmen, wovon er handelte. Doch man erfuhr, dass es die Liebe sei.
Nach zwei Instrumentalstücken und vier Liedern verabschiedete sich das Quartett (ohne Ud) mit einem Marsch in die Pause. Dabei war ungarisches Temperament zu spüren. Vielleicht lag es an der doch eher vertrauten Melodie und Rhythmus, dass dieses Stück besonders gut ankam. Nach der Pause folgten vier weitere Lieder, die zuletzt schon nicht mehr so fremd klangen.
Hatte man sich an die andere Musikform eingehört? Im Finale trat jeder Musiker mit einem Solo auf, begleitet von den übrigen Spielern in gleichbleibendem Rhythmus. Da erst zeigte sich, dass auch die sonst eher begleitenden Instrumentalisten wahre Könner ihres Fachs sind.