Das EigenArt-Archiv: Rückblicke auf das Veranstaltungsjahr 2010

Shaolin Kickers - DIE Kung-Fu-Fussballkomödie

OpenAirKino auf der Heimathaus-Terrasse

Shaolin Kickers, Hongkong 2001 - 88 Minuten - FSK: ab 12 - Originaltitel: siu lam juk kau - Regie/Drehbuch/Hauptdarsteller: Stephen Chow


Kurz nach der Fussball-WM zeigen wir, dass man auch ganz anders spielen kann . . .

Der Film beginnt mit einem Uli-Hoeneß-Gedächtnis-Elfmeter. Der Fußballstar Fung semmelt im wichtigsten Spiel seiner Karriere den alles entscheidenden Elfmeter weit über den Kasten. Die Anhänger seines Vereins stürmen das Spielfeld und finden in Fung das richtige Ventil, um ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Sein Knie wird vollkommen demoliert, seine junge Sportlerkarriere endet abrupt. Jahre später steht er am Rande des vollkommenen Verfalls, bis er eines Tages den mittellosen Sing (Stephen Chow) trifft. Sing, der in einem Shaolin Kloster aufgewachsen ist, träumt davon, der ganzen Welt seine Kung-Fu-Kenntnisse zu vermitteln. Seine These:
 

Kung Fu erleichtert das alltägliche Leben.Fung überzeugt Sing davon, dass er dank seiner Fähigkeiten ein herausragender Fußballspieler wäre und über diesen Umweg sehr viele Menschen mit seinen Weisheiten erleuchten könne. Sing mobilisiert seine Brüder, um unter der Leitung von Fung ein Fußballteam zu formen, wie es die Welt noch nie gesehen hat. In erster Linie ist „Shaolin Kickers“ also ein klassischer Sportler-Film, in dem sich eine Handvoll Außenseiter zusammenschließt, um ganz nach oben zu gelangen. Seitdem „Rocky“ das Genre 1976 neu definierte, gehört in einen Film dieser Art, der etwas auf sich hält, auch eine Liebesgeschichte. Diese wird um Sing und die Bäckerin Mui, die ebenfalls eine Kung-Fu-Meisterin ist, gestrickt. Allerdings ist dieser Handlungsstrang eher nebensächlich und dient einzig dem Zweck, das große Finale beim Spiel gegen das fiese „Team Evil“ mit einer Prise Emotionalität zu würzen. Wer nun die Stirn ob der vollkommen schwachsinnigen Story rümpft, tut dies vollkommen zu Recht. Die gesamte Geschichte könnte eigentlich aus einer RTL-2-kompatiblen Zeichentrickserie stammen. Sie ist weder sonderlich packend, noch mitreißend oder mit Überraschungen gespickt. Dafür bietet sich jedoch reichlich Raum für herzerfrischende Anspielungen auf andere Titel. So erinnern viele Szenen mit einem Augenzwinkern an die diversen Filme von Bruce Lee und auch Hollywood-Produktionen wie „E.T.“ oder insbesondere „Matrix" bekommen ihr Fett ab. (Allerdings muss man diese Filme nicht kennen, um Shaolin Kickers genießen zu können.) „Matrix" ist das richtige Stichwort, um die hier präsentierten „Fußballspiele" zu beschreiben. Um sich ein grobes Bild von deren Inszenierung machen zu können, muss man sich einfach vorstellen, was das Ergebnis wäre, wenn „Matrix"-Recke Neo beschließen würde, unters kickende Volk zu gehen. Da wird mit einem Ball ein Loch in eine solide Steinwand geschossen, der Torpfosten verbiegt sich bei einem Treffer gegen das Gebälk oder der Ball wird während eines waghalsigen Rückwärtssalto millimetergenau ins Lattenkreuz gehämmert. Zusätzlich werden hin und wieder comicartige Sequenzen eingeschoben, in der sich beispielsweise der Ball während des Fluges in einen aus Flammen bestehenden Löwen verwandelt. Dies alles ist mit „Matrix"-typischen Slow-Motion-Sequenzen und Kamerafahrten in Szene gesetzt. Zwar ist das Ergebnis fernab jedwedem Sinn für Realität – Helmut Rahn würde sich im Grabe umdrehen - doch durch diese Einflüsse besitzen die Fußballspiele in „Shaolin Kickers“ einen atemberaubenden Schauwert. Es muss in diesem Zusammenhang allerdings warnend angefügt werden, dass der Film seine asiatische Herkunft keineswegs leugnet. Da fliegen die Spieler schon mal schwerelos über das Spielfeld. Ob dies nun als Stilbruch oder interessante Kombination angesehen wird, muss im Endeffekt wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ein abschließendes Fazit fällt bei „Shaolin Kickers“ extrem schwer. Kitschig? Sicherlich. Unrealistisch? Und wie! Aber auch unglaublich komisch und technisch nahezu perfekt umgesetzt. (Jürgen Armbruster auf filmstarts.de) Die Filmprojektion wird ausgeführt vom Mobilen Kino Niedersachsen.