Das EigenArt-Archiv: Rückblicke auf das Veranstaltungsjahr 2006

Die Geschichte vom weinenden Kamel

OpenAirKino hinterm Heimathaus

Der Film lief auf vielen internationalen Festivals mit großem Erfolg, wurde mit dem Bayrischen Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet und von der Mongolei offiziell als Anwärter auf den Oscar in der Kategorie „Bester nicht-englischsprachiger Film“ eingereicht.

Die halb dokumentarische, halb inszenierte Geschichte eines kleinen Kamels aus der mongolischen Wüste: Die Mutter hat das Neugeborene verstoßen. Alle Versuche der Nomaden, sie umzustimmen, scheitern. Sie läßt ihr Kind nicht heran sondern verjagt es mit Tritten. Ohne Milch wird das kleine Kamel bald sterben. In einem letzten Rettungsversuch werden zwei Nomadenjungen in die weit entfernte Stadt geschickt. Sie sollen einen berühmten Musiker holen. Vielleicht kann seine Musik die Kamelmutter betören...

Wenn man sich auf das gemächliche Erzähltempo und die langen Einstellungen einlässt, lernt man in der GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL erst eine sehr traditionell lebende Großfamilie kennen, in der die anfallende Arbeit nach Kräften gemeinsam verrichtet und die Freizeit durch die Erzählungen des Großvaters bereichert wird. Doch die Suche nach einem Musiker für das Ritual führt die beiden Jungen schrittweise in die Moderne, vom Farbfernseher in den Zelten der Verwandten bis zur Musikschule in der Stadt (die allerdings auf westliche Augen auch eher wie eine ländliche Siedlung wirkt). Bis zum Ende bleibt der Film märchenhaft und fast zu schön, um wahr zu sein. Die Inszenierung stellt deutlich das Geschichtenerzählen in den Vordergrund der Dokumentation und lässt so die Grenze zum Spielfilm durchlässig werden. Da wird es unwichtig, ob die feuchten Augen der Kamelmutter nicht eher dem scharfen Wind als der anrührenden Musik zuzuschreiben sind – die Hauptsache ist, dass das Wunder geschieht.