Das EigenArt-Archiv: Rückblicke auf das Veranstaltungsjahr 2014

Johannes Mayr und Ingrid Mayr-Feilke sind BORDUNROT

Der Folker schrieb in Ausgabe 3-10: Wohlfühlmusik für Körper und Geist!

Als Bordun bezeichnet man im Allgemeinen einen gleich bleibenden Begleit-Ton insbesondere in der traditionellen Musik. Dass Musik, die auf solch altertümlichen Klängen basiert, keineswegs eintönig oder „im schottischen Karomuster“ daherkommen muss, zeigen Bordunrot mit einem Klang-farbenfrohen Programm.

Folkmusik aus Frankreich, der Bretagne, England, Deutschland und Skandinavien ist die Ausgangsbasis für die Musik von Bordunrot, ergänzt durch Johannes Mayrs Eigenkompositionen, die sich stilistisch nahtlos in die „gewachsene“ Musik einfügen. 1998 gewannen sie mit den „Rolling Drones“ den Deutschen Folkförderpreis, im Duo führen sie seither den Stil der Gruppe weiter.

Dabei trägt ihre gelungene Melange aus französischer Musette-Kultur, keltischen und nordischen Klängen immer eine unverwechselbare Handschrift. Der zwanglose Umgang mit traditionellen Melodien, archaische Klangfarben von Drehleier und Schlüsselfidel, mehrstimmiger Gesang und mitunter funkige Grooves vom Akkordeon sorgen für einen Klang, der Ohren und Beine in seinen Bann reißt. Mit ihrer gelungenen Synthese aus traditioneller Spielweise und eigenständigen Arrangements, hoher Virtuosität und ansteckender Spielfreude sorgt das im Westerwald beheimatete Musikerpaar für ein kurzweiliges Programm.

Johannes Mayr ist regelmäßigen EigenArt-Besuchern von seinen Auftritten mit den Formationen „DÁN” und „Cassard” bekannt.

Neugier erwecken sie allerorten, wo man auf sie trifft: Drehleier und die Schlüsselfidel (oder Nyckelharpa), beides in gewisser Weise mechanische Streichinstrumente mit einer Tastatur. Bei der Drehleier dieser teilweise dudelsack-ähnliche Klang und das schnarrende Rhythmusgeräusch, bei der Nyckelharpa der sphärenhafte und glasklare Klang, der einen sofort in seinen Bann zieht.

Obwohl es in Deutschland inzwischen wieder eine große Anzahl von Drehleier- und Nyckelharpa-SpielerInnen gibt, sind beide Instrumente doch noch relativ unbekannt. Beiden Instrumenten gemeinsam ist das Abgreifen der Melodie-Saiten mit Hilfe einer Tastatur (Schlüsseln), während die heute fast nur noch in Schweden beheimatete Schlüsselfidel (schwed.: Nyckelharpa) mit einem Bogen gestrichen wird, so ist dieser bei der Drehleier durch ein im Instrument befindliches Rad ersetzt, das die Saiten wie ein Endlosbogen anstreicht. Während die Drehleier bereits seit den 60er Jahren wieder belebt wurde, etablierte sie sich vor allem bei Ensembles für Frühe Musik und in der Folk-Szene. Durch instrumentenbauliche Weiterentwicklungen hielt die Drehleier seit einigen Jahren auch vermehrt Einzug in die Jazz- und Rockszene hält (z.B bei Peter Gabriel, Loreena McKennitt...).

Die Schlüsselfidel hingegen sieht man in Deutschland erst seit einigen Jahren vorwiegend auf Mittelalterlichen Märkten und in wenigen Folk-Bands. Doch auch in Spanien, Italien und Frankreich taucht die chromatische Nyckelharpa in ihrer modernen Form, wie sie sich in Schweden seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hat, wieder verstärkt auf. Ingrid Mayr-Feilke und Johannes Mayr bringen das Publikum mit ihrem Programm auf unterhaltsame Weise mit den geschichtlichen und soziokulturellen Hintergründen dieser Instrumente in Berührung. Die musikalische Reise durch die Epochen und Stilrichtungen wird unterstützt durch mehrstimmigen Gesang und ein breit gefächertes Instrumentarium (Drehleiern, Flöten, Schlüsselfidel, Akkordeon, Harmonium, Gesang). Zu Gehör kommen u.a. Werke aus dem 14.Jahrhundert, Renaissance-Melodien u.a. von Tilman Susato, Barockduette von J.B.Boismortier und J.B.Loeillet, traditionelle Folkmusik aus Frankreich, Bretagne, England Schweden etc, und zeitgenössische Kompositionen.

Johannes Mayr arbeitete nach seiner Schreiner- und Orgelbauerlehre für 1 ½ Jahre in zwei Drehleierbauwerkstätten in Süddeutschland, seit 1993 als Profimusiker im Bereich Folk, Weltmusik aktiv, diverse Ensembles (Hölderlin Express, DÁN, Cassard. La Marmotte, …),Tätigkeit als Chorleiter und Workshopleiter, von 2007-2009 Teilnehmer der Europäischen Nyckelharpa Fortbildung (Burg Fürsteneck), regelmäßig Durchführung von Akkordeon-Workshops und Nyckelharpa-Unterricht. Ingrid Mayr-Feilke wirkte längere Zeit bei verschiedenen Ensembles im Bereich Alte Musik mit. Zusammen musizierten beide bei den „Rolling Drones“ (Deutscher Folkförderpreis ´98)

Mit ihrer gelungenen Synthese aus traditioneller Spielweise und eigenständigen Arrangements, hoher Virtuosität und ansteckender Spielfreude sorgt das im Westerwald beheimatete Musikerpaar für einen informativen und kurzweiligen Vortrag „der anderen Art“.